Tonwerte sorgen dafür, dass deine Zeichnung Tiefe und Dreidimensionalität bekommt. Doch sie spielen uns auch gerne einen Streich, denn sie können unterschiedlich hell oder dunkel wirken, je nachdem, wie hell oder dunkel ihr benachbarter Tonwert ist (hier kannst du mehr über Tonwerte lesen). Deshalb ist es wichtig, sich mit Tonwerten zu beschäftigen und zu üben, sie zu erkennen und einzuordnen. Dabei kann dir ein Tonwert-Werkzeug helfen und im Folgenden zeige ich dir, wie du es herstellen kannst und anwendest.
Das brauchst du dafür
- Ein längliches Stück Papier (nimm am besten stabiles Zeichenpapier, dann hält dein Tonwertwerkzeug länger)
- Schere, Lineal und Radiergummi
- Etwas zum Verwischen des Graphits, z. B. ein Papiertuch (es geht aber auch mit den Fingern)
- Bleistifte in mindestens zwei verschiedenen Härtegraden (am besten einen härteren Bleistift – mit dem kann man leichter ganz helle Bereiche zeichnen – und einen weicheren Bleistift – mit dem kann man leichter ganz dunkle Bereiche zeichnen)
Schritt 1: Umriss einzeichnen und helle Bereiche schraffieren
Unser Tonwert-Werkzeug sieht am Ende aus wie eine Art Lineal mit einem Tonwert-Verlauf von ganz hell nach ganz dunkel. Zeichne dir also ein längliches Rechteck auf dein Papier und beginne dann, von einer Seite her hell zu schraffieren. Halte deinen Bleistift dafür ganz schräg über dem Papier, sodass du die ganze seitliche Fläche deiner Bleistiftspitze zum Zeichnen verwenden kannst.
Schritt 2: Tonwerte-Verlauf schraffieren
Schraffiere den Tonwerte-Verlauf von hell nach dunkel. Verwende für die hellen Bereiche den härteren Bleistift und für die dunklen Bereiche den weicheren Bleistift. Wenn du noch einen dritten Bleistift mit mittlerem Härtegrad hast, kannst du mit ihm noch einfacher den Übergang von hell nach dunkel hinbekommen, aber auch mit nur zwei Bleistiften wird es klappen.
Schritt 3: Verwischen und ausbessern
Verwische deine Schraffur, um noch weichere Übergänge zu bekommen. Überprüfe dann deinen Tonwerte-Verlauf: Stimmen die Übergänge oder gibt es Stellen, an denen deutliche Abstufungen zu sehen sind? Stimmt der Verlauf oder sind manche Stellen noch zu hell oder zu dunkel? Bessere das aus, bis du mit deinem Tonwerte-Verlauf zufrieden bist. (Ich habe ein recht strukturiertes Zeichenpapier für mein Tonwert-Werkzeug genommen. Die Struktur bewirkt, dass ich keine flächige Schraffur hinbekomme und überall noch kleine, helle Pünktchen im Tonwerte-Verlauf auftauchen. Wenn dich das stört, verwende am besten ein sehr glattes Papier.)
Schritt 4: Ausschneiden und Fixieren
Schneide dein Tonwert-Werkzeug aus, um es fertigzustellen. Wenn du vermeiden möchtest, dass bei der Arbeit mit dem Tonwert-Werkzeug Graphit an deinen Händen oder deinem Referenzfoto hängenbleibt, solltest du das Graphit auf dem Tonwert-Werkzeug fixieren. Hierfür gibt es spezielle Fixiersprays im Künstlerbedarf.
So wendest du das Tonwert-Werkzeug an
Am besten ist es, wenn du dich schon mit den Tonwerten beschäftigst, bevor du deine Zeichnung überhaupt beginnst. Nimm dir dein schwarz-weißes Referenzfoto (das Foto, das du als Vorlage für deine Zeichnung verwenden möchtest) und schau es dir genau an. An welchen Stellen des Tieres kannst du die allerdunkelsten Tonwerte finden und an welchen die allerhellsten? Anschließend wird es etwas schwieriger, aber das Tonwert-Werkzeug hilft dir: Es geht um die ganzen Mitteltöne zwischen ganz hell und ganz dunkel. Versuche, die Tonwerte auf dem Foto in verschiedene Abstufungen einzuteilen und finde dann mithilfe des Tonwert-Werkzeugs heraus, welche Stellen des Tieres jeweils ungefähr den gleichen Tonwert aufweisen. Am besten beginnst du beim zweit-dunkelsten Tonwert, den du auf dem Foto finden kannst (den dunkelsten hast du ja am Anfang bereits gefunden). Lege das Tonwertwerkzeug an diesen Tonwert an und suche denselben Tonwert auf deinem Werkzeug. Markiere die Stelle auf dem Foto und, wenn es dir hilft, auch auf dem Werkzeug mit einem Zeichen oder einer Zahl, überprüfe mithilfe des Werkzeugs, ob noch weitere Stellen des Tieres diesen Tonwert haben und markiere auch diese. So arbeitest du dich Schritt für Schritt durch die verschiedenen Abstufungen der Tonwerte auf deinem Foto.
Beispiel der Anwendung
Auf dem folgenden Beispielbild überprüfe ich gerade die mittel-hellgraue Stelle unter dem Auge des Hundes und habe den entsprechenden Tonwert bereits auf meinem Tonwert-Werkzeug gefunden. Anschließend lege ich genau diese Stelle des Tonwert-Werkzeugs an die mittel-hellgraue Stelle zwischen Auge und Ohr des Hundes, um zu überprüfen, ob es sich dabei um den gleichen Tonwert handelt, wie eben unter dem Auge (ja, tut es). Somit würde ich diese beiden Bereiche mit derselben Zahl markieren, um später beim Zeichnen zu wissen, dass es sich bei diesen beiden Stellen um denselben Tonwert handelt.
Genauso kannst du dann das Tonwert-Werkzeug später auch bei deiner Zeichnung anwenden, um zu überprüfen, ob du überall die richtigen Tonwerte gezeichnet hast, oder manche Stellen zu hell oder zu dunkel geraten sind.
Fazit
Probiere die Arbeit mit dem Tonwert-Werkzeug unbedingt einmal aus. Es scheint am Anfang etwas mühsam und zeitaufwändig, aber wenn du dich eine Zeit lang mit den Tonwerten beschäftigt hast, wird es dir immer leichter fallen, sodass du irgendwann vielleicht nur noch selten zum Tonwert-Werkzeug greifen musst.
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