Eigentlich ist Fell im Tierreich die Ausnahme – nicht die Regel
Wusstest du, dass Fell im Tierreich insgesamt eher selten vorkommt?
Tatsächlich haben weitestgehend nur Säugetiere Fell – und die machen, gemessen an allen bekannten Tierarten, deutlich weniger als 1 % der Tierwelt aus.
Trotzdem entscheiden wir uns beim Zeichnen oft genau für diese Tiere – Hunde, Katzen, Pferde,… Und damit stellt sich früher oder später die Frage:
Wie zeichnet man Fell eigentlich realistisch und lebendig?
Hier findest du Tipps, wie dir das Fellzeichnen leichter fällt und deine Zeichnungen natürlicher wirken.
Einzelne Haare realistisch zeichnen
- Fell besteht aus unzähligen einzelnen Haaren, die natürlicherweise nicht parallel und ordentlich nebeneinander liegen, sondern sich überlappen und überkreuzen. Trau dich also, es etwas wilder anzugehen, wenn du Fell zeichnest, und bewusst überlappende und überkreuzende Haare einzuzeichnen, denn oft neigen wir dazu, Fell automatisch sehr geordnet zeichnen zu wollen.
- Haare sind selten ganz gerade, sondern meistens geschwungen oder gebogen. Versuche bei jedem Haar daran zu denken, es in seiner natürlichen Form zu zeichnen: gebogen, geschwungen, gelockt,…
- Ein Haar läuft am Ende spitz zu. Um diese Spitze zu zeichnen, setze die Bleistiftspitze auf das Papier, ziehe deinen Fellstrich und verringere am Ende des Haars den Druck, bis sich die Bleistiftspitze vom Papier löst und abhebt.
- In der gleichen Form, in der du Haare mit dem Bleistift zeichnest, kannst du sie auch mit dem Radiergummi(-stift) „zeichnen“. Du wirst staunen, wie sehr ein paar „Radiergummi-Haare“ dein gezeichnetes Fell auflockern und glänzen lassen.

Fell ist in Schichten aufgebaut
- Fell ist in Schichten aufgebaut und du kannst zwischen zwei Möglichkeiten wählen, die erste Schicht, die Grundlagenschicht deiner Zeichnung, zu zeichnen: Entweder du schraffierst erstmal die verschiedenen Tonwert-Felder, verwischst einmal ordentlich und setzt dann das detaillierte Fell Schicht für Schicht obendrauf. Oder du zeichnest auch die erste Schicht schon in „Fell-Form“ und verwischst dann.
- Fellzeichnen ist ein ständiges Abwechseln von Bleistift, Verwischen und Radieren, wobei das Verwischen beim Fortschreiten der Zeichnung nachlassen bzw. mit weniger Druck erfolgen sollte (denn sonst verwischst du dir deine feinen Striche wieder zu stark, die du eben geduldig gezeichnet hast). Dennoch ist es manchmal nötig, auch in oberen Schichten noch zu verwischen, um das Fell voluminös und nicht zu „gestrichelt“ aussehen zu lassen.

- Achte immer darauf, dich beim Zeichnen an die natürliche Fellrichtung zu halten, also die Richtung, in die die Haare natürlicherweise zeigen. Schau dir dafür am besten genau dein Referenzfoto an und versuche, überall die Fellrichtung zu erkennen. Finde besonders die schwierigen Stellen heraus, an denen z. B. Wirbel zu sehen sind oder die Fellrichtung sich ändert.

Noch ein kleiner Einblick in die Biologie
Übrigens, alle Säugetiere haben Fell oder zumindest zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens einmal Fell gehabt – sogar der Nacktmull hat spärliche Härchen und zählt deshalb als felltragend.
Und jetzt: einfach mal ausprobieren
Vielleicht hast du jetzt Lust bekommen, Fell einmal ganz bewusst zu beobachten und nachzuzeichnen – mit all den kleinen Schwüngen, Wirbeln und Schichten, die es so besonders machen.
Ich hoffe, die Tipps helfen dir dabei, beim Zeichnen weiterzukommen – und/oder etwas entspannter mit dem Fellzeichnen umzugehen.
Und wenn du das Zeichnen von Details gerne vertiefend üben möchtest, findest du hier meinen Video-Kurs „Hundeportraits lebendig machen: Augen, Fell und Schnauze im Detail“.