Aquarell-Bleistifte im Test – Wie sich Zeichnen und Malen verbinden lassen

Ich habe die Graphite Aquarelle Stifte von Faber-Castell ausprobiert – und dabei entdeckt, dass sich Bleistiftzeichnen und Aquarellmalen wunderbar kombinieren lassen. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen und zeige dir, wie meine Delfin-Zeichnung entstanden ist.

Die Stifte: Graphite Aquarelle von Faber-Castell

Das Graphit-Aquarell-Set von Faber-Castell besteht aus 5 Stiften in den Härtegraden HB, 2B, 4B, 6B und 8B. Die Stifte sind in einem Faber-Castell-typischen dunkelgrünen Metalletui untergebracht.

Graphite-Aquarelle-Set

Beim Anspitzen fiel direkt auf, dass die Aquarell-Bleistifte minimal dicker im Durchmesser sind als die matten Graphitstifte oder auch die Bleistifte der 9000-er Reihe des gleichen Herstellers: Mein Lieblingsspitzer für extra-lange Spitzen war im Durchmesser der Öffnung zu schmal für die Aquarell-Bleistifte.

Schon beim Betrachten der frisch angespitzten Aquarell-Bleistifte ist zu sehen, dass ihre Mine glänzender erscheint als die der matten Graphitstifte, aber schwärzer als die der Castell-9000-Bleistifte.

Vergleich der Aquarell-Bleistifte mit normalen und matten Bleistiften

Der Unterschied zwischen Bleistiften und Aquarell-Bleistiften

Die Mine „normaler“ Bleistifte besteht aus fein gemahlenem Graphit und etwas Ton, der die Graphit-Partikel stabilisiert und für die Härte der Mine verantwortlich ist (wenn du gerne mehr über Bleistifte wissen möchtest, lies gerne in diesen Blogartikel rein). Manchmal werden auch winzige Mengen von Wachs oder Öl mit verarbeitet, um eine glattere und geschmeidigere Linienführung zu ermöglichen. Diese Mischung ist wasserunlöslich – ganz im Gegensatz zur Mine von Aquarell-Bleistiften. Doch was macht den Unterschied? Aquarell-Bleistifte enthalten ebenfalls Graphit und Ton, aber zusätzlich auch wasserlösliche Bindemittel, wie spezielle Gummi- oder Cellulosederivate. Diese Bindemittel halten die Graphit-Partikel im trockenen Zustand zusammen, lösen sich aber bei Kontakt mit Wasser auf. Dadurch werden die Graphit-Partikel freigesetzt, vermischen sich mit dem Wasser und lassen sich wie Aquarellfarbe auf dem Papier vermalen.

Materialien für meine Zeichnung

Folgende Materialien habe ich für meine Delfin-Aquarell-Zeichnung verwendet:

  • Aquarell-Graphitstifte von Faber-Castell (Härtegrade HB und 8B – der härteste und der weichste Stift des Sets)
  • Aquarellpinsel FIT Synthetics von da Vinci (Stärke 0 und 6)
  • Rubbelkrepp von Schmincke (Zahnstocher zum Auftragen, Prägestift zum Abtragen)
  • Papier: Mixed Media Universalblock von Hahnemühle für Aquarell, Gouache und Acryl (310 g/m², 24 x 32 cm, recht strukturiert – ich habe die Rückseite genommen, die ist etwas weniger stark strukturiert)
  • Extrapapier als „Palette“ (wenn du auf dem Foto das Extrapapier-Stück mit dem Papier auf dem Block vergleichst, siehst du die zwei unterschiedlichen Strukturen der Vorderseite (Block) und der Rückseite (Extrapapier))
  • Papiertuch zum Abstreifen des Pinsels und Abtupfen von zu viel Pigment

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Materialien für meine Delfin-Zeichnung

Aufbau meiner Zeichnung

Ich baue meine Zeichnungen in verschiedenen Schichten auf. Zunächst zeichne ich eine Grundlagenschicht, die ich dann mit einem Wattestäbchen, Papierwischer oder Papiertuch verwische (je nach Format) und auf die ich dann die weiteren (Detail-)Schichten aufbaue. Die Delfin-Zeichnung habe ich im Grunde genauso aufgebaut; mit dem Unterschied, dass ich die Graphit-Partikel nicht verwischt, sondern mit Wasser vermalt habe.

Im Folgenden findest du meinen Erfahrungsbericht anhand von Fotos des Zeichenprozesses, geordnet nach der zeitlichen Entstehung der Zeichnung. Das entsprechende Video-Zeichentutorial steht allen Mitgliedern meiner Online-Mitgliedschaft „Atelier Fauna“ zur Verfügung – hier dreht sich alles ums realistische Zeichnen von Tieren. Wenn dich das interessiert, kannst du dich hier auf die Warteliste eintragen – wir öffnen mehrmals im Jahr die Tore für neue Mitglieder. 

Vorbereitung meiner Zeichnung

Zuerst habe ich die Skizze angefertigt. Hierbei zeichne ich nicht nur die wichtigen Strukturen und Merkmale des Tieres ein, sondern markiere mir auch die Felder, die durch Abgrenzungen unterschiedlicher Tonwerte entstehen.

Dann habe ich Rubbelkrepp aufgetragen. Rubbelkrepp (auch Maskierflüssigkeit genannt) ist eine flüssige, gummiartige Substanz, die beim Aquarellmalen dazu verwendet wird, bestimmte Bereiche des Papiers freizuhalten. Nach den Trocknen bildet sich eine gummiartige Schicht, die verhindert, dass Wasser oder Farbe ins Papier eindringt. Ich habe es hier dazu verwendet, die Wassertropfen, die sich perspektivisch vor dem Delfin befinden, freizuhalten und auch die weiße Gischt, die im Wasser durch die Bewegung des Delfins entsteht. Da es sich hierbei um feine Punkte und Linien handelt, habe ich den Rubbelkrepp vorsichtig mit einem Zahnstocher aufgetragen. Nach dem Malen (und Trocknen!) lässt sich Rubbelkrepp durch – der Name sagt´s schon – Abrubbeln wieder vom Papier entfernen. Da mir das Abrubbeln mit dem Finger aber zu heikel erschien, weil Bleistift sich ja ganz gut mit dem Finger verreiben und verwischen lässt, habe ich mir dafür einen Prägestift bereitgelegt.

Zeichnen der Grundlagenschicht

Wie bei meinen „normalen“ Zeichnungen auch, habe ich hier mit dem Zeichnen der dunkelsten Stellen mit dem weichen Bleistift (8B) begonnen. Ich habe die verschiedenen skizzierten Felder mit mehr oder weniger Druck schraffiert, je nachdem, ob es sich um einen eher helleren oder eher dunkleren dunklen Tonwert handelte.

Anschließend habe ich die hellen Stellen mit dem harten Bleistift (HB) schraffiert – mit mehr oder weniger Druck, je nachdem, ob es sich um einen eher helleren oder eher dunkleren hellen Tonwert handelte.

Vom Zeichengefühl her verhalten sich beide Aquarell-Bleistifte ähnlich wie normale Bleistifte. Sie sind stabil und lassen sich geschmeidig und satt aufs Papier auftragen. Trockene Striche und Flächen sehen wie „normale“ Bleistiftlinien aus – sie glänzen.

In der Nähe des aufgetragenen Rubbelkrepps ist Vorsicht geboten, da die Bleistiftspitze das Rubbelkrepp leicht ablösen kann. Man muss das Rubbelkrepp also vorsichtig umranden – zumindest beim Zeichnen.

Vermalen mit Wasser

Die Graphit-Partikel lösen sich sehr gut vom Papier und lassen sich toll vermalen, werden sogar deutlich dunkler – und wieder etwas heller, wenn sie trocknen; ganz wie beim „normalen“ Aquarellmalen. Wieder getrocknete Flächen sind nicht mehr glänzend, sondern matt und satt.

Was mir nicht so gut gelungen ist: Die Flächen sind teilweise so schnell wieder angetrocknet, dass Ränder zwischen dunkleren und helleren Bereichen entstanden sind (das sieht man auf dem Bild der fertig vermalten Grundlagenschicht sehr gut im mitteldunklen Rückenbereich des Delfins). Um solche harten Kanten zu vermeiden, würde ich beim nächsten Mal zuerst die hellen Flächen anfeuchten, damit die Pigmente beim Vermalen der dunklen Flächen leicht in die hellen Bereiche einfließen können und weichere Übergänge bilden. 

Nutzung eines Extrapapiers als „Palette“

Nach dem Vermalen der gezeichneten Grundlagenschicht erschienen mir einige Stellen noch zu hell und so habe ich ausprobiert, wie es klappt, das wassergelöste Graphit von einem Extrapapier, wie von einer Art Palette, zu nehmen. Dafür habe ich eine Fläche mit dem 8B-Aquarell-Bleistift auf ein Extrastück Mixed-Media-Papier schraffiert und die Pigmente mit dem Pinsel angelöst und aufgenommen. Das klappte wunderbar und so konnte ich meine zu hellen Stellen noch dunkler malen.

Lösen von getrocknetem Pigment

Nochmal zurück zu den unschön getrockneten Rändern… Daran konnte ich direkt testen, ob sich das vermalte und getrocknete Pigment noch einmal mit Wasser anlösen lässt. Tatsächlich klappte das ok – nicht super gut, aber auch nicht super schlecht. Behalte hier aber im Hinterkopf, dass das Wiederablösen von getrocknetem Pigment generell auch sehr abhängig vom Papier ist. Meine harten Kanten konnte ich auf diesem Papier zufriedenstellend „aufweichen“.

Weitere Schichten aufbauen

Über die vermalte, getrocknete Schicht ließ sich problemlos noch einmal drüber zeichnen – eigentlich fühlte es sich genauso an wie das Zeichnen der ersten Schicht auf dem blanken Papier. So ist es möglich, feine Details einzuarbeiten, Stellen, die noch zu hell sind, abzudunkeln und Übergänge, die zu hart sind, weicher zu zeichnen.

Auch das erneute Vermalen des Graphits ist problemlos möglich. Im Endergebnis sind alle vermalten Flächen matt und alle unvermalten Stellen glänzend.

Vermalen mit viel Wasser

Beim Vermalen der gezeichneten Flächen und Linien mit viel Wasser beginnt das Pigment wunderbar zu fließen.

Solange das Papier noch schön nass ist, lässt sich das Pigment mit einem trockenen Pinsel auch sehr gut – ich würde fast sagen, nahezu komplett – wieder vom Papier abheben.

Eine beliebte Aquarell-Technik zum Beispiel zum Verzieren von weißen Hintergründen ist das Verspritzen von gelöstem Pigment durch Klopfen des nassen Pinsels auf den Finger. Praktischerweise gehörten in dieses Bild sowieso Wasserspritzer, da der Delfin beim Aus-Dem-Wasser-Springen ja viele fliegende Wassertropfen erzeugt, und so konnte ich auch diese Technik mit den Aquarell-Bleistiften ausprobieren. Dazu habe ich wieder auf meine Extrapapier-Palette zurückgegriffen und etwas Pigment (nicht zu viel, sonst werden die Spritzer zu dunkel; nicht zu wenig, sonst werden die Spritzer zu hell) mit viel Wasser angelöst.

Ein Nachteil des Verspritzens durch Aufklopfen auf den Finger ist es, dass einige Tröpfchen auch an Stellen fliegen, an denen man sie nicht haben möchte (bei mir zum Beispiel in die rechte obere Ecke). Dann muss man schnell sein – solange die Tröpfchen noch schön nass sind, lassen sie sich in der Regel durch beherztes Auftupfen mit einem trockenen Papiertuch rückstandslos vom Papier entfernen. Das klappte auch mit dem Graphit-Aquarell sehr gut.

Finalisierungen

Am Ende habe ich noch das Rubbelkrepp entfernt und die freigelegten Stellen teilweise leicht bemalt (wieder mit gelöstem Graphit von der Extrapapier-Palette), um die weißen Flächen mit meiner Zeichnung zu verbinden und den Gesamteindruck runder zu machen.

Test: Radieren

Der unvermalte Aquarell-Bleistift lässt sich analog zum „normalen“ Bleistift radieren. Aber wie ist es mit wasservermaltem und wieder getrocknetem Pigment?

Für meinen Radier-Test habe ich auf meine getrocknete Extrapapier-Palette zurückgegriffen und mit einem dünnen Radierstift (Mono Zero von Tombow) und einem dickeren Radierstift (Ecobra) sowohl in hellere als auch in dunklere Flächen hineinradiert. Das Radieren der helleren Fläche hat erstaunlich gut geklappt, das Pigment ließ sich so gut wie rückstandslos wieder entfernen. Auch die dunklere Stelle, die ich mit dem dünnen Radierstift radiert habe, funktionierte gut. Bei der ganz dunklen Stelle hat sich beim Radieren mit dem dicken Radierstift allerdings das Papier ein bisschen abgelöst – wahrscheinlich habe ich hier mit zu viel Druck radiert, um ein möglichst helles Ergebnis zu bekommen. Man muss also beim Radieren gut auf das Papier achten, kann dann aber zumindest hellere Stellen sehr schön ausbessern. Insgesamt ist das Radier-Ergebnis für mich eine freudige Überraschung, denn ich hätte nicht erwartet, dass sich wieder getrocknetes Pigment überhaupt radieren lässt.

Radieren von vermaltem und wieder getrocknetem Pigment

Mein Fazit

Mit den Graphit-Aquarellstiften von Faber-Castell lassen sich tolle Zeichnungen anfertigen. Dadurch, dass sie sich so geschmeidig und satt mit Wasser vermalen lassen, lassen sich besondere Effekte des Aquarellmalens, wie zum Beispiel die Wasserspritzer, in die Zeichnung mit einarbeiten. Bestimmt können sich Menschen, die einen lockereren Zeichen-/Malstil haben als ich, damit noch viel mehr ausleben und es werden noch viel mehr Effekte möglich. Die Stifte verhalten sich sehr schön „aquarellig“: Die Pigmente lösen sich prima und fließen im Nassen. Ich finde das Vermalen mit Wasser eine schöne Alternative zum Verwischen, wenn man diese Kombination an Techniken anwenden möchte. Große Flächen sind schneller angelegt als mit normalem Bleistift-Verwischen.

Ich schätze die Stifte als sehr vielseitig einsetzbar ein und kann sie mir sowohl für schnelle Skizzen und lockeres Zeichnen als auch für detailreiche Zeichnungen vorstellen.

Mein Endergebnis

Hast du schon mit Aquarell-Bleistiften gearbeitet? Teile gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren.

Kirsten quadratisch2

Hallo, ich bin Kirsten!

Ich möchte, dass du mit Freude zeichnest und mit Stolz deine Ergebnisse betrachtest.

Ich glaube fest daran, dass jeder und jede mit der richtigen Anleitung und Betreuung das realistische Zeichnen von Tieren lernen kann und ich bin hier, um genau das zu ermöglichen.

Ich würde mich freuen, dich auf deiner künstlerischen Reise zu begleiten. Lass dich nicht mehr durch deine Selbstzweifel und Unsicherheit zurückhalten, sondern tauche mit mir in die Welt der realistischen Tierzeichnungen ein und entdecke, was du alles schaffen kannst.

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