Ich nutze für meine Zeichnungen sehr gerne Referenzfotos – also Fotos, die als Vorlage für meine Zeichnungen dienen. Die Tierwelt ist so vielfältig, dass es unmöglich ist, jedes Detail von allen Tieren, die ich gerne zeichnen möchte, aus dem Kopf zu wissen. Deshalb finde ich es hilfreich, beim Zeichnen auf Vorlagenfotos zurückzugreifen (hier kannst du meine Gedanken zum Thema „Hilfsmittel beim Zeichnen“ nachlesen). Allerdings eignet sich nicht jedes Foto als Referenzfoto – es muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Welche das sind, wie du ein Foto bearbeitest, um eine optimale Zeichenvorlage zu erhalten, und was du beachten musst, wenn du ein ‚fremdes‘ Foto verwenden möchtest, findest du anschaulich an Beispielfotos* erklärt in diesem Blog-Artikel.
*Die gezeigten Fotos stammen entweder von mir (ungekennzeichnet) und unterliegen meinem Urheberrecht oder sind mit dem Namen des entsprechenden Fotografen gekennzeichnet und wurden über die Foto-Plattform unsplash.com zur Verfügung gestellt. Lies zu diesem Thema auch gerne den Abschnitt „Verwendung von ‚fremden‘ Fotos als Referenzfoto“ weiter unten.
Eigenschaften eines geeigneten Referenzfotos
Am Wichtigsten für die Beurteilung eines Fotos sind Perspektive und Beleuchtung, auch die Qualität des Fotos spielt eine Rolle und wer das Foto gemacht hat. Natürlich ist aber neben den ganzen ‚technischen‘ Aspekten das Tier an sich von Bedeutung. Zum einen kann es sein, dass das Tier auf dem Foto etwas an sich hat, wie z. B. ein Hundehalsband, ein Geschirr oder Halfter, Trense und/oder Sattel usw. Am einfachsten ist es, ein Foto zu wählen, auf dem das Tier nichts trägt, denn etwas wegzudenken kann schwierig werden – gerade auch dann, wenn es etwas ist, das größere Flächen des Tieres überdeckt. Eine Alternative ist es natürlich, das Halsband, Geschirr etc. mitzuzeichnen, wenn du kein anderes Foto findest, das dir gefällt.
Zum anderen ist es wichtig, dass das Tier auf dem Foto das ausdrückt, was du mit deiner Zeichnung zeigen möchtest. Ist es dein eigenes Tier oder ein Tier, das du kennst? Dann sollte das Foto den Charakter des Tieres zeigen und es so, wie es in der Realität auch wirklich ist, widerspiegeln. Möchtest du, dass deine Zeichnung eine bestimmte Stimmung transportiert, z. B. fröhlich, frech, gefährlich oder schläfrig? Dann sollte auch das Tier auf deinem Foto einen entsprechenden Ausdruck haben.
Perspektive
Idealerweise sollte das Tier auf dem Foto nicht verzerrt sein. Fotos, auf denen die Schnauze übermäßig groß wirkt oder der Körper perspektivisch ‚in die Länge gezogen‘ ist, sehen zwar lustig aus, eignen sich aber nur dann als Vorlage, wenn du bewusst ein humorvolles Bild zeichnen möchtest. Für Portraits ist es am besten, wenn das Foto auf Augenhöhe aufgenommen wurde. Wurde ein Tier deutlich von oben oder unten fotografiert, entstehen verzerrte Perspektiven. Außerdem könnten dann auch andere Körperteile an unstimmigen Stellen ‚im Weg‘ sein (z. B. der Rücken hinter dem Kopf oder Beine an der Schnauze). Selbst wenn es auf dem Foto schlüssig wirkt – die Zeichnung beinhaltet selten alle Hintergründe, wie wir sie auch auf dem Foto finden, weshalb es auf der Zeichnung dann nicht mehr so stimmig aussieht.


Auch bei ganzen Tieren, von vorne oder in seitlicher Ansicht, ist es wichtig, perspektivisch möglichst nicht zu stark von oben oder unten zu fotografieren. Wenn du ein ganzes Tier zeichnen möchtest, achte darauf, dass keine wichtigen Bereiche verdeckt sind (z. B. durch Gras oder Zäune oder auch durch das Tier selbst), denn dann musst du entweder erahnen, was man nicht sieht, oder das verdeckende Element mitzeichnen.


Wenn du ein Tier in Bewegung zeichnen möchtest, steht und fällt die Dynamik deiner Zeichnung von der Bewegungsphase, in der sich das Tier gerade befindet. Je nachdem, wie schnell bzw. welche Gangart es läuft und in welcher Position sich seine Beine gerade darstellen, kann es kraftvoll und elegant wirken – oder aber tollpatschig oder träge.

Beleuchtung
Eine zu starke bzw. zu helle Beleuchtung führt zu einem hohen Kontrast zwischen Licht- und Schatten-Bereichen. Diese Kontraste lassen Details schnell verschwinden, was dazu führt, dass die Zeichnung dann nicht plastisch und dreidimensional wirkt. Wenn du dennoch ein Foto abzeichnen möchtest, das deutliche Licht- und Schatten-Bereiche aufweist, kannst du diese noch mit einem Bildbearbeitungsprogramm abschwächen, aber das ist oft nur begrenzt möglich.

Am besten eignen sich Fotos, die draußen, bei natürlichem Licht, aber bei nicht zu starker Sonneneinstrahlung aufgenommen wurden – also am besten im Schatten oder bei bewölktem Himmel. Bilder in der Morgen- oder Abendsonne können sich allerdings für atmosphärische Zeichnungen eignen, besonders, wenn du einen dunklen Hintergrund hinzufügst.

Wenn du dein Tier im Haus fotografieren möchtest, ist es etwas schwieriger, für richtig gute Lichtverhältnisse zu sorgen. Am besten positionierst du es neben einem großen Fenster oder einer Balkon-/Terrassentür. Auch hier solltest du aber die starke, direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.

Qualität
Natürlich sollte das Foto qualitativ so gut sein, dass du das Tier gut erkennen kannst. Dennoch ist es nicht schlimm, wenn es nicht gestochen scharf ist – es kann sogar Vorteile haben: Wenn nicht alle Details sehr gut zu erkennen sind, kannst du dich nämlich besser auf die Tonwerte konzentrieren. Trotzdem ist es natürlich wichtig, dass die wichtigsten Details gut zu erkennen sind.

Verwendung von ‚fremden‘ Fotos als Referenzfoto
Am aller besten ist es, wenn du das Foto selbst machst, denn dann kannst du auf alle wichtigen Aspekte achten. Nimm dir mindestens eine Stunde Zeit und mache lieber zu viele als zu wenige Fotos, damit du eine große Auswahl hast und entscheiden kannst, welches Foto sich am besten als Zeichenvorlage eignet. Zum Fotografieren brauchst du nicht unbedingt eine professionelle Kamera. Die gängigen Handykameras eignen sich sehr gut – vor allem im Portrait-Modus.
Je nach Tierart, die du gerne zeichnen möchtest, ist es aber oft nicht möglich, das Foto selbst zu machen. Wenn du ein ‚fremdes‘ Foto abzeichnen möchtest, musst du einige Dinge beachten: Solange du das Foto nur für dich selbst ganz alleine abzeichnen möchtest, kannst du im Prinzip jedes Foto verwenden. Sobald du deine Zeichnung aber zeigen möchtest, solltest du das Urheberrecht des Fotografen beachten. Wenn du den Fotografen kennst, frage ihn, ob du sein Foto als Zeichenvorlage verwenden darfst, ansonsten nutze für deine Foto-Suche am besten direkt eine Plattform, auf der Fotos kostenlos für solche Zwecke zur Verfügung gestellt werden (z. B. unsplash.com). Auch, wenn du diese Fotos nutzen darfst, möchte ich dir empfehlen, den Fotografen zu nennen, da es sich um sein künstlerisches Werk handelt, das wertgeschätzt werden sollte.
Bearbeitung des Referenzfotos
Wenn du mit Bleistift oder Kohle, also einer nicht-farbigen Technik, zeichnest, empfiehlt es sich natürlich, das Foto auch in Schwarz-Weiß umzuwandeln. Erfüllt das ausgewählte Foto die in den vorigen Abschnitten besprochenen Kriterien, steht der schnellen Schwarz-Weiß-Umwandlung meistens nichts mehr im Weg. In seltenen Fällen können die Farben eines Tieres aber bei der Umwandlung in Schwarz-Weiß Probleme bereiten, nämlich dann, wenn zwei benachbarte, unterschiedliche Farben in Schwarz-Weiß den gleichen Tonwert aufweisen und die Grenzen des eigentlichen Musters des Tieres dann nicht mehr zu sehen sind. Ein Beispiel dafür ist das Rotkehlchen, dessen rotes Kehlchen in Schwarz-Weiß ungefähr den gleichen Tonwert hat wie das benachbarte gräulich-braune Gefieder. In einem solchen Fall muss man entweder etwas tiefer in die Bildbearbeitungs-Techniken einsteigen oder sich ein anderes Tier aussuchen.

In den meisten Fällen reichen aber Bildbearbeitungsprogramme mit den Standard-Bearbeitungsmöglichkeiten aus, um aus einem geeigneten Foto ein optimales Referenzfoto zu machen. Das Programm sollte mindestens Farbe in Schwarz-Weiß umwandeln können, Möglichkeiten zum Bearbeiten von Helligkeit, Sättigung und Kontrast aufweisen und eine Zuschnitt-Funktion haben. Ich nutze dafür gerne Canva. Hier musst du dich zwar mit deiner E-Mail-Adresse registrieren und natürlich gibt es auch eine Bezahl-Version, aber für unsere Zwecke reichen die Bearbeitungsmöglichkeiten der kostenlosen Version völlig aus. Wenn du das Foto auf dem Handy hast, kannst du es auch dort schon bearbeiten, denn die allermeisten Handys haben inzwischen geeignete Bearbeitungsmöglichkeiten direkt in der Foto-App bzw. Galerie.

Fazit
Ein gutes Referenzfoto bildet einen wichtigen Teil der Grundlage für eine gelungene Zeichnung. Wenn Perspektive, Licht und Ausdruck passen, wird das Zeichnen viel leichter und das Ergebnis natürlicher und lebendiger. Nimm dir also ein paar Minuten Zeit für die Auswahl des Fotos – es lohnt sich wirklich.


